Das Erwachsenwerden ist ein Zusammenspiel von Wissen und Erfahrungen, aber auch von aktivem Vergessen. Hierfür unabdingbar ist das „Recht zu vergessen“ ebenso wie das „Recht auf Vergessenwerden“. Es ist gefährlich, wenn jeder nur noch auf die Summe seines Online-Archivs reduzierbar ist. Wenn sich der Prozess der Selbstfindung zunehmend mehr ins Netz verlagert, sind die Recht des Vergessens umso wichtiger. Die ständige Konfrontation mit der Vergangenheit ist eine Gefahr für die befreiende Erfahrung des Vergessens. Und gerade diese braucht jedermann zum Erwachsenwerden. Ohne Vergesslichkeit gibt es kein Glück, keine Hoffnung und keine Gegenwart.
„Was bedeutet es, wenn durch die ständige Dokumentation des eigenen Lebens auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken Fotos für immer im Internet kursieren?“
„Anders als zu Zeiten analoger Fotografie kann ein ungeliebtes, als peinlich empfundenes Foto, ist es einmal hochgeladen, nicht mehr einfach zerrissen und aus der Welt geschaffen werden.“
„In analogen Zeiten hat ein Foto selten den familiären Kreis verlassen.“
„?“
„Erst das Zusammenspiel aus sozialen Netzwerken und der Verfügbarkeit digitaler Medien setzt es in Umlauf.“
„Das heißt?“
„Die digitalen Spuren sind grundsätzlich nicht mehr zu verwischen.“
„Ein sauberer Schnitt mit der Vergangenheit, Abstand nehmen von Menschen, von denen man sich trennen möchte, ist also kaum mehr möglich?“
„So wird im digitalen Zeitalter auch das Erwachsenwerden erschwert.“
„Weil die sozialen Medien es nicht zulassen, mit Teilen der eigenen Vergangenheit abzuschließen?“
„Das soziale Netzwerk wird immer mit einem umziehen.“
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